FILMDATEN
Buch: Wolfgang Liebeneiner – nach dem Bühnenstück Draussen vor der Tür von Wolfgang Borchert und Motiven von Kurt Joachim Fischer
Regie: Wolfgang Liebeneiner
Regieassistenz: Peter Rieschel
Kamera: Franz Weihmayr
Schnitt: Walter von Bonhorst
Ton: Erich Leistner
Musik: Hans Martin Majewski
Darsteller: Hilde Krahl (Anna Gehrke), Dieter Horn (Jürgen, ihr Mann), Sylvia Schwarz (Monika, die Tochter), Karl John (Beckmann), Erika Müller (Lisa, seine Frau), Hedwig Wangel (Beckmanns Mutter), Alice Verden (Tante Eva), Grete Weiser (Frau Puhlmann), Luise Franke-Booch (Frau Kramer), Albert Florath (Unternehmer), Erich Ponto (alter Mann), Hubert von Meyerinck (Direktor Engelbrecht), Paul Hoffmann (Oberst), Leonore Esdar (seine Frau), Gisela Burghardt (beider Tochter), Herbert Tiede (sein Schwiegersohn), Leopold von Ledebur (General), Heinz Klevenow (Panzermann), Rudolf Klavius (von Wehrzahn), Helmuth Rudolph (Alfred), Kurt A. Jung (Peter), Erwin Geschonneck (Kriminalbeamter), Inge Meysel (Betty aus Berlin) und Tilo von Berlepsch
Uraufführung: 07. März 1949 in Göttingen, Capitol
HINTERGRUND
Die Erstellung des ersten Spielfilmes der Filmaufbau GmbH Göttingen erwies sich schwieriger als angenommen. Die Gründer Hans Abich und Rolf Thiele wollten mit Wolfgang Liebeneiner zusammenarbeiten, der jedoch als ehemaliger Leiter der Reichsfilmakademie zunächst noch nicht arbeiten durfte. Zudem musste ein Filmstoff gefunden werden, dessen Drehbuch die Vorzensur der britischen Film Section passieren würde. Im Fall des Regisseurs Liebeneiner fanden sich einflussreiche Fürsprecher, u.a. die jüdische Theaterintendantin Ida Ehre, die für seine „Entnazifizierung“ sorgen konnten. Die Suche nach einem passenden Drehbuch kostete indes mehr Zeit – erst das dritte eingereichte Skript wurde von der Film Section zugelassen.
Im August 1948 begannen dann endlich die Dreharbeiten zu Liebe 47 unter der Regie von Wolfgang Liebeneiner, der das zugrundeliegende Theaterstück „Draussen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert schon an den „Hamburger Kammerspielen“ inszeniert hatte. Doch verzögerten sich die Dreharbeiten durch technische, personelle und organisatorische Probleme ganz erheblich. Durch den Ausfall wichtiger Geräte mussten z.B. aufwendige Einzelbearbeitungen im Schneideraum nachträglich durchgeführt werden, um den Gleichlauf von Film und Ton zu gewährleisten. Der Mangel an Fachpersonal zu jener Zeit trug ebenfalls dazu bei, daß der Produktionsetat um 10% und die geplante Drehzeit um 4 Wochen überschritten wurden.
Der Termin der Uraufführung musste daher vom 31. Dezember 1948 auf den 07. März 1949 verlegt werden.
INHALT
Kurz nach dem 2. Weltkrieg will sich eine Frau in der Elbe das Leben nehmen – ein Mann kommt mit derselben Absicht hinzu. Die beiden kommen ins Gespräch und stellen sich als Beckmann und Anna vor. Sie beschliessen, ihren Tod aufzuschieben und stattdessen zu Annas Wohnung zu gehen. Auf dem Weg dorthin unterhalten sie sich über ihre Beweggründe aus dem Leben zu scheiden.
Annas Mann Jürgen starb an der Front und ihre kleine Tochter Monika auf der Flucht aus der Heimat. Auf der Suche nach einem Zimmer in Hamburg traf Anna auf Peter, der für seine Hilfe aber Gegenleistungen erwartete. Sie fand Arbeit in einer Fischfabrik, die sie mit Freuden wieder verliess, als ihr Alfred begegnete. Ihn hätte sie geheiratet, doch war dieser bereits verheiratet. Am Morgen des geschilderten Tages erfuhr sie von zwei Polizisten, dass sich Alfred, der in Schwarzmarkt- geschäfte verwickelt war, in seiner Zelle erhängt hat. Der Vorwurf für Alfreds Tod verantwortlich zu sein, brachte das Fass zum Überlaufen und Anna an das Wasser.
Beckmann hingegen, als ehemaliger Soldat, musste bei seiner Rückkehr aus dem Krieg nicht nur erfahren , daß sein kleiner Sohn tot ist, sondern er fand auch seine Frau, die ihn für tot hielt, mit einem anderen im Bett . Das Haus seiner Eltern stand zwar noch, doch die neue Bewohnerin erklärte Beckmann, dass auch seine Eltern tot sind. Daraufhin suchte er seinen vorgesetzten Oberst auf, der ihm im Krieg die Verantwortung für seine Einheit übergegeben hatte. Seit der anschließenden Schlacht, in der 11 der 20 Männer dieser Einheit starben, plagten Beckmann Albträume. Nun wollte er dem Oberst die Verantwortung dafür zurückgeben, um endlich wieder schlafen zu können. Der Oberst legt das als makaberen Scherz aus und schickte Beckmann weg. Er versuchte sein Glück als Kabarettist auf der Bühne einer Bar – aber seine Wahrheiten kamen beim Publikum nicht an, sodass er wieder fortgeschickt wurde. Am Ende seiner Kraft gab es für ihn nur einen Ausweg: sich in der Elbe zu ertränken.
Am Ende ihrer Unterhaltung schläft Beckmann auf dem Sofa in Annas Zimmer ein. Während sie ihm Bratkartoffeln macht, hat er einen Albtraum, aus dem er mit einem Schrei erwacht. Anna kann Beckmann beruhigen und sieht ihm dann zu, wie er zu Abend isst. Beide sind sich einig, sich zukünftig gegenseitig zu unterstützen und aufeinander aufzupassen.